Der NABU Garbsen freut sich über die nachfolgende Geschichte, die wir unseren Lesern gerne zur Verfügung stellen möchten. Wir wünschen viel Spaß bei der Eichhörnchen-Geschichte und danken Frau Baranek für ihre Bilder, den Text und vor allem ihre Unterstützung für die Natur.
Neue Mitbewohner
Ende Oktober hörte ich komische Geräusche von meinem Balkon. Als ich die Balkontür aufmachte, sah ich ein Eichhörnchen auf einem der Blumenkästen sitzen und ein zweites konnte ich hinter dem Sichtschutz entdecken. Ach, das ist ja niedlich dachte ich, und machte gleich ein Foto. Abends wollte ich frischen Schnittlauch ernten und stellte mit Entsetzen fest, dass dieser völlig plattgetrampelt war. Ich wohne in der dritten Etage und habe den obersten Balkon, auf dem ich mich nun genauer umsah. Mein alter Lavendel war nur noch zur Hälfte vorhanden und Teile davon lagen auf dem Balkonboden. Ich dachte die Eichhörnchen sind darauf rumgesprungen und dabei sind die Äste abgebrochen.
Ich habe mich sehr aufgeregt. Ich liebe meine frischen Kräuter und Schnittlauch ganz besonders und an dem Lavendel habe ich mich immer sehr erfreut.
Die Eichhörnchen mussten weg! Täglich waren die auf dem Balkon zugange und wann immer ich das bemerkt habe, habe ich Sie sofort wegscheucht und mit dem Balkon Kinderbesen hinter Ihnen her gehauen. Die sind dann immer auf das Dach gesprungen.
Wenn ich früher Eichhörnchen in der Natur gesehen hatte, war ich immer sehr angetan von den süßen Kleinen und habe mich gefreut. Jetzt aber fand ich die nicht so mehr gut.
Wie wird man die ungebetenen Randalierer wieder los?
Im Internet finde ich allerhand Vorschläge, wie man Eichhörnchen über Gerüche fernhält, und stoße auf eine Geschichte aus Berlin, wo zwei Eichhörnchen auf einen Balkon im sechsten Stock eingezogen sind. Ja gut und schön und niedlich, aber doch bitte nicht bei mir. Ich überlege Nägel aufzukleben oder so eine Leiste anzubringen, mit der Tauben ferngehalten werden. Das wäre auch gut gegen die Krähen, die mir schon mal abgenagte Knochen dalassen. Aber die Vorstellung, dass die Eichhörnchen mit ihren Pfoten darauf springen und sich verletzen, finde ich scheußlich, sie können ja nicht wie die Vögel wegfliegen. Die Methode kommt also nicht in Frage. Mein Freund schlägt ein Ultraschallgerät vor, gar nicht schlecht, aber auch nicht billig.
Als ich beim Campingcenter Berenbostel eine neue Gasflasche hole, frage ich den Besitzer nach einem Ultraschallgerät. Er tippt auf Marder am Auto, ich sage nein und klage ihm mein Leid mit den Eichhörnchen und dem Schnittlauch. Er lacht immer nur und schmunzelt, das wäre doch eine Geschichte für die Zeitung. Toll. Ein Ultraschallgerät hat er nicht.
Als ich die Racker in der Woche danach wieder verscheucht hatte, fiel mir auf, dass es in dem einen Blumenkasten komisch aussah. Zwischen Lavendel und Nadelgehölz war keine Erde mehr zu sehen.
Da haben sich die Eichhörnchen dort häuslich mit einem Kobel eingerichtet!
Was die da nicht alles angeschleppt haben: Moos, Haare, Bast, Gräser und dann wusste ich auch, wo ein Teil meines Lavendels geblieben war.
Wochen vorher hatte ich auf dem Balkon mit zwei Stücken von einem alten T-Shirt mit Verdünnung Marmeladengläser gereinigt. Diese Stoffstückchen haben sich die Eichhörnchen fein säuberlich zuunterst auf die Blumenerde gelegt. Ich war auf 180 und habe das ganze Gebilde in einen Abfallsack auf dem Balkon gepfeffert, bin reingegangen, habe die Balkontür zu gemacht und mich hingesetzt.
Da habe ich mich dann gefragt, wie alt Eichhörnchen werden und ein bisschen im Internet recherchiert.
Irgendwann hat es klick gemacht und ich habe meine Ansicht komplett gedreht. Von nun an wollte ich unbedingt Eichhörnchen Mama sein. Wie das genau zu Stande kam, kann ich mir bis heute nicht erklären.
Ich bin also auf den Balkon gegangen und habe den ganzen Kram wieder aus der Abfalltüte geholt und zurück in den Blumenkasten gelegt. Im Internet habe ich gelesen, dass es die Eichhörnchen gerne kuschelig warm mögen, das geht mir ganz genauso. Ich habe dann einen alten Fellkragen von einer Jacke in zwei Stücke geschnitten und unter den Kobel gelegt. Als kleine Wiedergutmachung für die Unordnung habe ich noch drei Walnüsse mit in den Kobel gelegt. Dann habe ich einen kleinen Blumenhocker auf den Balkon gestellt und darauf einen Teller mit geknackten Walnüssen, Apfelstückchen und eine Schale Wasser.
Erst zwei Tage später haben sich die Eichhörnchen dann wieder blicken lassen. Als ich Sie bemerkt habe, bin ich ganz vorsichtig an die Balkontür gerobbt. Da saß ein Eichhörnchen auf dem Hocker, hielt ein Stück Apfel in den Pfötchen und bis hinein. Hat ihm aber nicht geschmeckt. Jetzt kommen die kleinen Racker nun jeden Vormittag, um sich die Bäuche vollzuschlagen. Die fressen mehr Walnüsse als ich. Äpfel, Möhren und Kürbiskerne werden allerdings verschmäht.
Nun sorgte ich mich um die Kleinen. Was ist denn, wenn es regnet oder schneit, dann werden die Eichhörnchen ja beim Fressen ganz nass. Mein Freund und ich haben ein altes Regal umgebaut und somit einen geschützten Futterplatz geschaffen. Mittlerweile habe ich zwei Futterstellen eingerichtet. Als nur eine gab, kam es zu Unstimmigkeiten zwischen den Beiden.
Alle sind ganz angetan von der Geschichte und den Bildern. Der Mann meiner Mutter gibt mir viel Vogelfutter mit, das kommt bei den Eichhörnchen gut an. Jeden Morgen versorge ich jetzt zuerst die Eichhörnchen. Es gibt immer frisches Wasser in sauberen Schalen und natürlich Walnüsse, geknackt und ganz. Die sollen sie gerne verbuddeln, das tun sie auch in den Blumenkästen. Von mir aus kann es sowieso noch mehr Walnussbäume auf der Welt geben. Wenn die Kleinen dann zum Frühstück kommen, liege ich oft bäuchlings vor der Balkontür und bin ganz glücklich dabei sie zu beobachten. Manchmal krabbeln sie dann in den Kobel und schlafen oder wirtschaften herum, dann wabert der Kobel und Pflanzen wackeln und manchmal guckt auch eines hinaus.
Im Internet lese ich, dass Eichhörnchen zweimal im Jahr Junge bekommen können. Vielleicht ist das ja im Februar der Fall und dann zieht die ganze Familie nach zehn Wochen aus. Das wären also gute Aussichten für meine Kräuterernte im nächsten Jahr. Wenn nicht, könnte sich auch eine längerfristige Beziehung anbahnen. Hm.
Zimone Baranek
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